Italienischer Kaffee ist ein Kulturgut für die Italiener

Wenn Sie die Grenze nach Italien überschritten haben, wird Sie möglicherweise das merkwürdig-angenehme Gefühl beschleichen, ein Land zu betreten, in dem nicht die, zugegebenermaßen nicht unerheblichen, strukturellen und tagespolitischen Probleme den Pulsschlag des Alltagslebens bestimmen, sondern gelassene Lebensfreude.

Diese unvergleichliche Atmosphäre, die ihren Niederschlag in Kunst, Mode und Musik findet, wird in ganz besonderem Maß auch durch die Kulinarik der Italiener bestimmt. Zu den Eckpfeilern dieses Kulturgutes gehört die außerhalb Italiens vielleicht nur noch in Wiener Cafés gleichrangig zelebrierte Kaffeetradition des Landes.

Die Wurzeln der italienischen Kaffeetradition

Italienischer Kaffee, der „Caffé“, hat seinen Ursprung in der einstigen Welthandelsmetropole Venedig. Mit der Eröffnung des ersten venezianischen Kaffeehauses im Jahr 1645, gut 40 Jahre vor der Eröffnung des ersten Wiener Cafés, wurde der Caffé zur öffentlichen Angelegenheit und ist seitdem nicht mehr aus der Genusswelt Europas wegzudenken.

Grundsätzliches zum Aroma

Italienischer Kaffee unterscheidet sich in mancher Hinsicht von dem Kaffee, der nördlich der Alpen getrunken wird. Basis sind vor allem die vergleichsweise koffeinarmen Arabica-Bohnen, die sehr dunkel geröstet werden. Oft werden kleine Anteile der koffeinreichen Robusta-Bohnen beigefügt. Das Ergebnis ist ein charakteristisch bitterer Geschmack, der mit einer leichten Süßlichkeit kombiniert ist. Der Caffé weist trotz seiner bitteren Hauptnote wenig Koffein- und Säure-Bestandteile auf und ist deshalb magenverträglicher als der geschmacklich üblicherweise milder erscheinende deutsche Kaffee.

Vielfalt und Qualität

Besonders guter Kaffee wird in den „Torrefazone artigianale“ genannten traditionellen Röstereien, die beim handwerklichen Röstverfahren oft regionale Unterschiede aufweisen, hergestellt.

Wenn Sie in Italien einen „Caffé“ bestellen, werden Sie in der Regel den von den Einheimischen nahezu zu jeder Tageszeit und meist auf die Schnelle getrunkenen Klassiker der italienischen Kaffeekultur bekommen: Espresso mit dem typisch goldbraunen „Crema“-Schaum. Wurde der Espresso im Hausgebrauch früher vor allem mit der „Caffettiera napoletana“ zubereitet, hat sich seit den 1930er Jahren die auch in Deutschland bekannte „Caffetiera moka“ mit dem abschraubbaren Wasserbehälter als Unterteil durchgesetzt. In der Gastronomie allerdings wird der Espresso in, oft liebevoll polierten, Espresso-Maschinen zubereitet.

Italienischer Kaffee kennt zahllose Varianten: „Caffé ristretto“ zum Beispiel ist ein besonders starker Espresso, während beim dem deutschen Filterkaffee im Geschmack ähnelnden „Caffé lungo“ relativ viel Wasser zur Zubereitung verwendet wird. „Caffé latte“ ist Milchkaffee und „Caffé macchiato“ ein Espresso mit Milchschaum.

Italienischer Kaffee ist mittlerweile in Deutschland sehr beliebt geworden. Mediterraner Kaffeekultur kann heute auch in Berlin oder München in italienischen Bars, im eigenen Heim oder in der „Coffee-to-go“-Variante mit dem Kaffeebecher für Unterwegs nachgespürt werden.