Macho, Macho! – Was ist dran am Klischee des italienischen Mannes?

Frauen sind für ihn Freiwild. Er ist der Stärkste, der Schönste, der Begehrenswerteste… Er liebt die hausgemachte Pasta seiner Mutter, die ihn noch immer wie ein Kleinkind verwöhnt, nein, schlimmer noch, die „Mamma“ ist die einzige Frau, die er wirklich respektiert.

Die Rede ist natürlich vom italienischen Mann, genauer gesagt, vom Klischee desselben. Seit Sommer für Sommer Massenströme von Touristen auf der „Strada del Sole“ an die Adria pilgern, hält es sich hartnäckig, das Klischee vom gelackten Macho, der reihenweise Frauenherzen bricht. Aber was ist dran am Klischee?

Laut einer neuen Studie der US- Universität Missouri nicht viel. In der Studie wurden Männer befragt, und zwar auf elf als „typisch männlich“ geltende Eigenschaften hin, wie beispielsweise Aggression, Risikobereitschaft, Flirtverhalten, Einstellung gegenüber Schwulen, Gefühlskontrolle und Playboy-Gehabe. Interessanterweise waren ganze neun dieser Kategorien bei den US-Männern in viel stärkerem Ausmaß vorhanden als bei den Italienern. Nur in den Punkten- Flirtverhalten und Playboy-Gehabe lagen die Italiener deutlich vorn, was nicht wirklich überrascht. Sie flirten gerne, interessieren sich mehr für Frauen und sind leidenschaftlicher.

Italienische Männer – fortschrittliche Softies?

Ist also nichts dran am Klischee? Nein, auch das kann nicht ganz stimmen. Vorurteile und Klischees, so hartnäckig, banal und lästig sie auch sein mögen, sind fast nie völlig aus der Luft gegriffen. Klar gibt es sie auch, Männer die diesem Typ entsprechen- und man muss sich nicht einmal auf den Weg nach Lignano oder Caorle machen, um ihnen zu begegnen. Es reicht schon, die Zeitung aufzuschlagen, um mit Silvio Berlusconi, einem Zerrbild des Machos, konfrontiert zu sein. Aber natürlich wäre es eine haarsträubende Ungerechtigkeit, von einem narzisstischen Machtmenschen auf das Volk zu schließen.

Sicher ist allerdings, dass in südlichen Traditionsgesellschaften Männern traditionell mehr sexuelle Freiheiten zugestanden werden als Frauen, die eher die Aufgabe haben, die Ehre der Familie zu hüten. Auf der anderen Seite spielt die Frau, vor allem in der Familie, eine sehr wichtige Rolle, daher kommt auch das Bild der mächtigen „Mamma“.

Mittlerweile sind diese Bilder natürlich längst im Umbruch, in Italien wie auch anderswo, und es kommt darauf an, die guten Eigenschaften, wie Leidenschaftlichkeit und Gefühl, in ein neues, moderneres Männerbild zu integrieren. In diesem Sinn kann explizites Macho- Gehabe auch als Unsicherheit angesichts des sich ändernden Rollenverständnisses interpretiert werden und ist alles andere als ein Zeichen der Stärke.