Berühmt wie Cäsar – Der schiefe Turm von Pisa

Pisa, eine kleine Stadt in der Region Toskana, ist historisch gesehen nicht auffällig. Einzig ein Konzil von 1409, das drei Päpste zur Folge hat, sorgte kurzzeitig für Aufmerksamkeit. Und doch, fast die ganze Welt kennt dieses Städtchen. Denn 1173 wurde vom Architekten Bonanno Pisano dort der Grundstein zum Bau eines Glockenturmes für den Dom von Pisa gelegt. Die Pläne des Architekten für den 55 Meter hohen Turm unterschieden sich deutlich von den in Mittelitalien üblichen quadratischen Türmen. Aber nicht deshalb wurde er schon bald bekannt als: Der schiefe Turm von Pisa.

Baustopps und Fertigstellung

Bereits 10 Jahre nach Baubeginn und einer Höhe von 25 Metern neigte sich der Turm bereits um 5 cm. Beim Bau hatte der Architekt offensichtlich nicht bedacht, dass der Untergrund aus Fluss-Sediment besteht. Da das Fundament des Turmes nur ca. 3 m tief gelegt wurde, eine Fläche von 20 m Durchmesser und dazu der Untergrund keine gleichmäßige Lehmdichte hat, neigte sich der Turm unter seinem Gewicht. Und so erlebte der schiefe Turm von Pisa im Jahre 1184 seinen ersten Baustopp. Erst 3 der 7 geplanten (und heute vorhandenen) Geschosse waren fertig.

Es ist zu vermuten, dass der Architekt Giovanni di Simone 1274 keine messbare Weiterneigung des Turmes feststellen konnte und deshalb, angeblich nach den ursprünglichen Plänen Bonnano Pisanos, die fehlenden vier Stockwerke aufsetzte. Allerdings löste der Bau eine erneute Bewegung aus. 1284 erfuhr der schiefe Turm von Pisa seinen zweiten Baustopp.

Erst 1360 stellte man fest, dass sich die Neigungsbewegung verlangsamt hatte. Architekt Tommaso Pisano vollendete den Turmbau, indem er den Glockenturm senkrecht auf den schiefen Turm setzte. 1838 dann baute Alessandro Gherardesca das Mamorbassin und entfernte dafür das Erdmaterial der Turmbasis. Vermutlich wurde dadurch eine erneute Neigungsdynamik ausgelöst, 1918 konnte man einen Überhang von 5,1 m messen.

Der schiefe Turm von Pisa heute

1990, der Turm in Pisa ist längst eine Touristenattraktion, muss er wegen Einsturzgefahr auf Grund einer schnelleren Neigungsdynamik für die Öffentlichkeit geschlossen werden. Prof. Michele Jamiolkowski wird beauftragt, den Turm zu retten.

1994/95 hat man erste Erfolge mit Bleibarren, die an der Nordseite des schiefen Turm von Pisa als Gegengewicht platziert und deren Wirkung durch Erdanker verstärkt werden. Im weiteren Verlauf bringen Betonspritzen und Vereisung des Untergrundes keine weiteren Erfolge, 1998 wird der Turm dann durch Stahlseilpaare, die an der Innenseite des dritten Geschosses befestigt wurden, fixiert. Diese entlasten die Fundamente in der Neigungsrichtung.

Während der Bauarbeiten entdeckte man eine alte Römerstraße, außerdem ein mittelalterliches Grab mit vollständig erhaltenem Skelett. Wer in diesem Grab liegt, ist allerdings bis heute nicht bekannt.

Ab 1999 bis Mai 2001 entfernte man dann insgesamt 30 Tonnen Erdmaterial auf der hangabgewandten Seite und hatte auch damit Erfolg. Stahlseile und Bleibarren konnten entfernt werden. Berechnungen der Neigungsdynamik haben ergeben, dass Pisa in den nächsten 200 Jahren wohl weitere Probleme mit dem Turm haben wird, da er jetzt dem Stand von vor zwei Jahrhunderten entspricht.

Am 15. Dezember 2001 konnte Pisa dann glücklich verkünden: Der schiefe Turm von Pisa ist wieder für die Öffentlichkeit zugänglich! Seitdem ist er wieder für Touristen zugänglich, die dieses Angebot natürlich begeistert nutzen. Schließlich ist er eines der berühmtesten Bauwerke Italiens und wohl das am schiefsten stehende der Welt.