Vom heiligen Ort zur Touristenattraktion – Die blaue Grotte

Kennen Sie den 1799 in Breslau geborenen Schriftsteller August Kopisch? Er hat die „Ballade der Heinzelmännchen“ geschrieben, aber ansonsten war sein literarisches Schaffen eher bescheiden. Und doch war er es, der am 17. August 1826 eines der heute beliebtesten Ausflugsziele für Touristen wieder entdeckte. Die Blaue Grotte auf Capri. Angeregt durch die Erzählung eines Hoteliers über eine Teufelshöhle hatte er sich gemeinsam mit drei weiteren Männern auf die Suche gemacht.

Man sagt, dass die Blaue Grotte auf Capri bereits in der Antike als Nymphäum von Kaiser Tiberius genutzt wurde. Als Nymphäum bezeichnete man ein Nymphenheiligtum, dass in der Regel über einem Brunnen oder einer Quelle errichtet wurde, aber auch Grotten, wie in diesem Fall die Blaue Grotte in Capri, werden zu Orten der heiligen Verehrung.

Die Legende

Die Legende erzählt, dass Kaiser Tiberius, der 26 n. Chr. die Insel Capri an der Amalfiküste zu seinem Regierungssitz erwählte, von der Villa Jovis aus Zugang zu der Grotte gehabt haben soll. Ausgrabungen auf Capri belegen zumindest, dass Tiberius die Blaue Grotte gekannt und aufgesucht hat. Mosaike in den Villen des Kaisers zeigen Wassernymphen, die offensichtlich im Licht der Grotte tanzen.

Das Licht der Blauen Grotte

„Das Meer aber ist durch und durch vom Sonnenlicht beleuchtet und erhellt, so dass der schwarze Kahn auf einer hellen glänzenden Fläche schwebt: Die Farbe ist das blendenste Blau, das ich je gesehen habe, ohne Schatten, ohne Dunkelheiten, wie eine Scheibe des hellsten Milchglases.“ So begeistert schrieb schon Felix Mendelsohn-Bartholdy 1831 über die Blaue Grotte von Capri.

Die Grotte mit einem Zugang von nur 1,5 Metern liegt im Nordwesten der Insel. An sonnigen Tagen, und davon hat Capri mit seinem mediterranen Klima ausreichend, wird im Wasser durch einfallendes Sonnenlicht ein faszinierender, blauer Farbton erzeugt, der wirklich den Anblick lohnt. Allerdings ist tatsächlich nur das Wasser blau. Ansichten von Postkarten oder Reiseführer, die auch Felsenwände oder die Höhlendecke in Blau anzeigen, sind mit Beleuchtungs- oder Photoshopeffekten hergestellt worden.

Anreise per Bus oder Schiff

Die Blaue Grotte auf Capri ist ein absoluter Touristenmagnet und so sollte man sich durchaus auf Wartezeiten einstellen, ist man einmal vor Ort. Bitte bedenken Sie auch: Bei Bewölkung ist der blaue Effekt nicht gegeben. Und egal wie schön das Wetter ist: Hoher Wellengang macht die Blaue Grotte unzugänglich. Sie ist dann aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt.

Touristen haben zwei Möglichkeiten, die Grotte zu erreichen. Wer für einen Tagesflug von Amalfi, Sorrent oder Neapel kommt, wird meist im Rahmen des Angebotes bis zur Höhle gebracht. Dort muss man dann in Gruppen von 4 – 10 Personen in kleinere Boote umsteigen, mit denen dann die blaue Grotte befahren wird. Es gibt aber auch die, in der Regel günstigere, Variante, einen Bus von Anacapri oder dem Hafenanleger zu nehmen. Die Haltestelle liegt oberhalb der Höhle, einige Stufen gehen dann hinab zu Booten. Der Preis pro Person muss mit den Bootsführern, in der Regel Einheimische, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen, verhandelt werden. Er liegt, je nach Verhandlungsgeschick (und Andrang), zwischen 15 und 25 Euro.